Aufsuchende systemische Familientherapie

Aufsuchende systemische Familientherapie

Es ist ein spezifisches, systemisch-familientherapeutisches Unterstützungsangebot für Familien in akuten und chronischen Krisensituationen, für Multiproblemfamilien und Familien in besonderen Lebenslagen. Die Arbeit erfolgt aufsuchend, d.h. im unmittelbaren Lebensumfeld (meist Wohnung) der Familie.

Ziele der Arbeit:

  • Stärkung der Familie
  • Verhinderung von Fremdplatzierung
  • Rückführung aus stationärer Hilfe
  • einen geeigneten Ort für Kinder/Jugendliche erarbeiten
  • Bearbeitung und Beendigung aller Formen familiärer und häuslicher Gewalt
  • Beendigung der sexuellen Gewalt in der Familie und Grenzsetzung bei sexuellen Übergriffen
  • Arbeit mit Paar an Elternebene, Erziehungsverantwortung und Rollenklärung
  • Grenzsetzung bei Suchtverhalten im Familiensystem, Trebe, Umgang mit delinquenten Verhalten
  • Unterstützung des Familiensystems bei der Erfüllung der Schulpflicht

Sogenannte “unmotivierte Multiproblemfamilien” können durch die Arbeitsweise im “Zwangskontext” mit richterlicher Anordnung (bzw. deren Androhung) familientherapeutische Unterstützung zur Vermeidung der Trennung der Kinder von der Familie erhalten. AFT kann auch mit dem besonderen Hintergrund einer sexuellen Gewalterfahrung erfolgen und findet dann in verschiedenen Settings innerhalb der Familien entsprechend der Beauftragung durch den ASD statt.

Gesetzliche Grundlage ist §27 (3) SGB VIII

Therapeuten

Rahmenbedingungen

Arbeitsform ist die Co-Therapie, d.h., jeweils zwei TherapeutInnen arbeiten konstant mit einer Familie. Es besteht auch die Möglichkeit, bei Bedarf gemischtgeschlechtlich zu arbeiten. Ausgehend von der Gesamtzahl von maximal 26 Sitzungen variieren die Sitzungszahlen im Verlauf der AFT von mehrfach in der Woche in akuten Krisen bis zu längeren Abständen zwischen den Sitzungen, in der Regel einmal in der Woche.

Die angestrebte Dauer der Hilfen ist 6 – 12 Monate.

Konzeptioneller Ansatz

Intensives therapeutisches Angebot für die gesamte Familie:

  • im Vorfeld einer drohenden außerfamiliären stationären Unterbringung von Kindern/Jugendlichen
  • bei einer erforderlichen, zeitlich begrenzten, stationären Unterbringung (Fremdplatzierung) von Kindern/Jugendlichen als paralleles Angebot, um den Kontakt und die Kommunikation der Familienmitglieder aufrechtzuerhalten oder zu ermöglichen und Erarbeitung einer gemeinsamen Basis des Zusammenlebens (Rückführung)
  • mit Kindeswohlgefährdung
  • mit sexuellen Übergriffen
  • mit Problemen in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen
  • die bereits mehrere Lösungsversuche unternommen haben (u.a. Beratungsstelle, Psychiatrie) ohne eine nachhaltige Lösung ihrer Probleme zu erreichen
  • bei welchem der ASD-MA (JGH-MA; alle Angaben zum ASD gelten sinngemäß auch für die JGH) begründete Hypothesen hat, dass eine Familie eine Beratungsstelle nicht in Anspruch nehmen kann
  • bei denen andere ambulante Hilfen zur Erziehung nicht ausreichend wirksam waren/sind

Methoden

Die Arbeit erfolgt mit systemtherapeutischen Techniken und Methoden, wie z.B.:

  • Klärung von Familienmustern, Traditionen, Rollen, generationenübergreifenden Familienaufträgen
  • Formen der Hypothesenbildung und -prüfung
  • Reflecting-Team-Methode
  • positives Konnotieren
  • Gesprächstechniken
  • Zirkuläres Fragen
  • Genogrammarbeit
  • Rollenspiele
  • Skalierungen
  • Beobachtung
  • Übungen
  • Aufträgen
  • Skulpturen
  • Vergleichen
  • Hausaufgaben
  • Nutzung von Ritualen
  • grafische Darstellungen
  • Einbeziehung von Symbolen
  • Arbeit am Lebensflussmodell
  • Formulierung von Handlungsvorschlägen